Page 13 - Sportjournal 01-2020
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Ausgabe 01 | 2020
gang in den Leistungssport war für Erik nicht dorthin zu fahren und zu verlieren.“ Denn verlie-
einfach. Als sein Trainer ihn nach der zehnten ren ist so gar nicht sein Ding. „Nach einer Nieder-
Klasse zur Sportschule brachte, wurde es ernst lage arbeitet es schon mal zwei Wochen in mir.“
für ihn. „Anfangs war ich schon skeptisch, weil es Dass es im vergangenen Jahr nicht so oft in ihm
eigentlich nichts für mich war, um sieben Uhr arbeiten musste, liegt zu einem großen Teil auch
aufzustehen und vor der Schule noch zu trainie- an der Arbeit mit seinem Coach. Mario Schendel,
ren“, lacht er. Und jetzt? Erik zuckt mit den der im vergangenen Jahr zum „Nachwuchstrai-
Schultern: „Man gewöhnt sich dran.“ ner des Jahres“ im Sportland gewählt wurde,
habe „einen Anteil von 90 Prozent an dem Er-
Ganz so früh muss er jetzt aber nicht mehr folg“. „Die Chemie zwischen ihm und den Sport-
aufstehen. Denn als Mitglied der Sportförder- lern stimmt einfach und als ehemaliger
gruppe der Bundespolizei ist sein ganzer Tag auf Leistungssportler versteht er uns und unsere
Leistungssport ausgerichtet; die Schule nach Probleme einfach“, schwärmt Erik Abramov von
erfolgreichem Fachabitur ist nun Geschichte. Schendel – und jede Menge Respekt weht in den
„Um 9.30 Uhr habe ich meine erste Trainingsein- Worten mit.
heit, die läuft bis 11, 12 Uhr. Danach geht’s zum
Essen und Ausruhen und am Nachmittag steht Respekt haben inzwischen auch die Gegner vor
dann wieder Training an“, berichtet er. Dazu Erik. Auch das war nicht immer so. „Ich war
kommen Trainingslager und Wettkämpfe. „Viel früher sehr kindlich, sehr weich, was das Sport-
Zeit für was anderes bleibt da nicht“, schüttelt er liche angeht“, sagt er und muss darüber lachen,
bei der Frage nach anderen Hobbys den Kopf. wie er einst beim UJKC mal als „Kuschelbär mit
Klar, Freunde treffen und so was, das gehe Monsterkräften“ bezeichnet wurde. Die Monster-
auch. „Aber ansonsten nichts.“ kräfte sind geblieben, doch der Kuschelbär hat
sich längst verabschiedet, ist einem ehrgeizigen
Doch diese Entbehrungen nimmt er gern in Kauf, Mann gewichen, der weiß, was er kann und was
denn er hat ein ehrgeiziges Ziel. „Ich will zu er will – zumindest auf der Matte. „Abseits der
Olympia. Und ich will nicht einfach nur teilneh- Matte bin ich eigentlich ein sehr gutherziger
men. Ich will eine Medaille.“ Dieser unbedingte Mensch, der es am liebsten allen recht machen
Ehrgeiz ist auch der Grund, warum er die Spiele will und gern in Gesellschaft ist.“ Und wenn er
in Tokio dabei noch nicht auf dem Zettel hat. „Die das sagt, mit ruhiger Stimme und sanften Blick,
kommen zu früh. Ich hätte zwar noch eine Chan- dann herrscht da kein Zweifel. Zumal er noch
ce, teilzunehmen. Aber ich bin kein Fan davon, hinzulegt: „Deswegen macht es mir auch am